Die künstlerin und die skulptur

Die LOVE HATE Skulptur ist ein Ambigram, welches sich spiegelbildlich lesen lässt. Von der einen Seite liest man LOVE, betrachtet man das Werk im Spiegel, liest man HATE. Die Skulptur der deutschen Konzept- und Performancekünstlerin Mia Florentine Weiss, die in über zwanzig Städten gezeigt wurde, ist ein Symbol für einen Perspektivwechsel und zählt mittlerweile zu den meist fotografiertesten Kunstwerken im öffentlichen Raum.

 

Die LOVE HATE Skulptur ist im Werk von Mia Florentine Weiss unzweifelhaft ihre wirkmächtigste Arbeit. Mit ihr ist es der Künstlerin gelungen, die Hoffnungen und Ängste einer Zeit dramatischer gesellschaftlicher und politischer Umbrüche in einem signifikanten Werk zu verdichten, das gleichzeitig offen bleibt für die jeweils persönliche Sicht seiner Betrachterinnen und Betrachter. Insofern lässt es sich mit seinem großen amerikanischen Vorläufer, der LOVE-Skulptur (1970) von Robert Indiana, vergleichen. Mit der ebenso simplen wie komplexen Gestaltung der vier Buchstaben in einer neutralen Times-Schriftart gelang es dem amerikanischen Pop Art-Künstler, Anfang der 1970er Jahre das Lebensgefühl einer ganzen Generation auszudrücken, für die die Beatles symbolhaft „All you need is love“ sangen. Stets ging es ihm dabei um die Einfachheit und Klarheit seines Zeichens. Mia Florentine Weiss hat mit ihrer LOVE HATE Skulptur ein weiteres unverwechselbares Zeichen gefunden, mit dem sie zugleich für Engagement und Veränderung wirbt. Die Künstlerin trägt ihr „two-word poem“ seit dessen gedanklicher und künstlerischer Entstehung mit weißer Tinte eingebrannt auf ihren beiden Handgelenken – eine Transformation von Werkschaffender und ihrem Werk! Es ist zu wünschen, dass dieses starke Zeichen mit seinen vielschichtigen formalen und inhaltlichen Facetten ebenso die Welt erobern wird, wie es einst das „Ein-Wort-Gedicht“ von Robert Indiana tat.

 

Text von Dr. Bettina Ruhrberg, Mönchehaus Museum